Ungehorsam...

Warum bocken Hunde?

Ungehorsamer Hund? Warum bocken Hunde eigentlich?

7 wirklich wichtige Fakten, die du zum Thema Gehorsam und Hund wissen musst

Ist dein Hund manchmal ungehorsam? Kommt er einfach nicht zurück, wenn du ihn vom Hasen oder von anderen Hunden abrufen möchtest? Oder macht er manchmal einfach nicht „Sitz“, obwohl er es doch eigentlich kann?

Warum gehorcht mein Hund nicht? Diese Frage stellen sich viele Hundehalter – naja – oft…

Wenn ein Hund nicht tut, was von ihm verlangt wird, hören wir von Hundehalter.innen meist als Erklärung „ Der will einfach nicht gehorchen“.

Er bocke, sei stur oder trotzig. Aber weshalb? Stellt er uns in Frage? Wird er etwa – Gott bewahre! – „dominant“? Schnell verschärfen Menschen dann ihren Ton, werden lauter oder gar ein klein wenig ruppig mit ihrem Hund.

Diesen Ungehorsam will man sich schließlich nicht bieten bzw. dem Hund nicht durchgehen lassen!

Die Angst, die uns viele Menschen im Training schildern: „Am Ende gehorcht er mir mit der Zeit immer weniger, nimmt mich irgendwann gar nicht mehr ernst und dann macht er nur noch, was er will! Das muss ich doch sofort im Keim ersticken!“

Aber Moment mal – dein Hund liebt dich. Wieso sollte er dich bewusst ärgern wollen? Könnte es eine andere Erklärung für das Verhalten deines Hundes geben? Kann er dir gerade überhaupt gehorchen?

Voraussetzung für einen „gehorsamen“ Hund

Was muss man als Mensch mit Hund wissen, damit man verstehen kann, warum ein Hund nicht gehorcht. Ich habe hier die wichtigsten Punkte für dich zusammengefasst.

1. Dein Hund muss begreifen, was du möchtest

Hunde müssen erst lernen, was wir meinen, wenn wir bestimmte Worte sagen. Unsere Sprache ist für sie wortwörtlich eine Fremdsprache und muss Schritt für Schritt gelernt werden.

Das gilt sowohl für Signale wie „sitz“ als auch für Lobworte („fein“) und Abbruchworte („nein“). Speziell zu diesem „nein“ haben wir bei Akademie Hund auch schon eine ganze Menge in unserem Podcast „Zum Glück mit Hund“ erklärt.

Doch damit nicht genug! Obendrein müssen Hunde lernen, dass von allen Dingen, die sie sehen und hören, ausgerechnet unsere Worte und Gesten für sie relevant sind. Ein Hund muss also erst einmal verstehen, dass unsere Lautäußerungen für ihn überhaupt Bedeutung haben können.

Um zu verstehen, was du möchtest, muss dein Hund seine Handlung mit deinem Signal verknüpfen – und zwar nur mit deinem Signal. Erst wenn er versteht, dass dein Signal an allen Orten die gleiche Bedeutung hat, kann er „sitz“ auch in unterschiedlichen Situationen.

Das bedeutet, dass er „sitz“ auch in unterschiedlichen Situationen geübt haben muss, um zu begreifen, dass es nicht auf die Situation, den Ort oder deine Frisur ankommt, was „sitz“ bedeutet.

2. Die Pubertät – wie aus Hunden „Hormon-ster“ werden

Wie kommt es dann, dass gerade Hunde in der Pubertät Signale plötzlich nicht mehr verstehen, die sie als Welpe einwandfrei befolgen konnten? Im Zuge der Pubertät erfolgen Umbauprozesse im Gehirn, sodass es dazu kommen kann, dass sich dein Hund wahrhaftig nicht daran erinnern kann, was dein Signal bedeutet.

Viele Hunde benötigen in dieser Zeit eine erneute Übungsphase, damit die Verbindungen im Gehirn wieder aufgebaut werden können. Du darfst also ruhig nachsichtig mit deinem Hund sein. Es ist ratsam während der Pubertät mehr auf Sicherheit zu achten, wie beispielsweise durch eine Schleppleine und alle bisher gelernten Signale nochmal neu zu üben. Ein bisschen so, als hätte dein Hund sie noch nie zuvor geübt.

Manchmal können Hunde einfach nicht zuhören

Manchmal können Hunde einfach nicht zuhören…

3. Dein Hund muss dein Signal wahrnehmen können

Wenn dein Signal in einer lauten Umgebung untergeht und dein Hund nicht mitbekommt, dass du es ihm gegeben hast, kann er nicht reagieren.

Das klingt zunächst banal, kommt aber häufiger vor als man vielleicht meint. Sicherlich warst auch du schon einmal sehr in etwas vertieft (z.B. eine Fernsehsendung) und hast überhaupt nicht mitbekommen, dass dich jemand angesprochen hat.

Auch Hunde können hochkonzentriert sein und dabei unbewusst alles andere ausblenden, auch dein Signal. Ein gutes Beispiel ist ein Rüde, der eine läufige Hündin riecht und plötzlich nur noch eines im Sinn hat: zu ihr zu gelangen und für ein „Stelldichein“ zu sorgen. Es ist gut möglich, dass er dein Rückrufsignal in einer solchen Situation nicht wahrnehmen kann, da er hochkonzentriert sein (biologisch durchaus sinnvolles) Ziel verfolgt.

Zu guter Letzt ist es wichtig zu wissen, dass gerade bei älteren Hunden die Sinnesleistungen nachlassen, sodass sie weniger sehen und hören können. Ein Besuch beim Tierarzt kann bei nachlassendem Gehorsam bei älteren Hunden große Aha-Erlebnisse bewirken.

4. Dein Hund muss körperlich dazu in der Lage sein, dein Signal auszuführen

Egal, wie viel Training du investierst, dein Hund wird niemals in der Lage sein zu fliegen. Logisch!

Nicht zu vergessen ist aber, dass es Hunderassen gibt, die aufgrund ihrer Anatomie nicht schwimmen oder ausdauernd am Fahrrad laufen können, weil sie schlecht Luft bekommen.

Doch auch, wenn dein Hund körperlich eigentlich dazu in der der Lage sein sollte, dein Signal auszuführen, kann es doch immer sein, dass es ihm gesundheitlich nicht gut genug geht dafür. Hat er Bauchschmerzen, will er möglicherweise heute nicht Gassi gehen oder Ball spielen. Schmerzt ihm die Hüfte, möchte er kein „sitz“ machen. Möchte dein Hund ein Verhalten plötzlich gar nicht mehr zeigen?

Dann: ab zum Tierarzt! Darüber hinaus können Hunde auch Ekel empfinden. Ja, dein Hund, der sich am Liebsten an der Donau in totem Fisch wälzt, ekelt sich möglicherweise, wenn er im Matsch „sitz“ machen muss! Und dann wäre es einfach unfair von dir, ein SITZ zu verlangen.

Verständnisprobleme?

Verstehst du denn die Körpersprache deines Hundes? Wenn er dich verstehen soll, dann wäre es doch prima, wenn du ihn auch verstehst, oder? In unserem Online-Vortrag „Sprachkurs Hund“ lernst du genau das!

5. Dein Hund muss emotional dazu in der Lage sein, dein Signal auszuführen

Im Körper deines Hundes laufen nahezu identische biochemische Prozesse ab, wie in deinem Körper. Es gilt mittlerweile als erwiesen, dass auch Hunde eine gewisse Anzahl von Emotionen empfinden können.

Hat dein Hund beispielsweise große Angst, kann er deinem Rückruf nicht nachkommen, wenn er dem Feind dafür den Rücken kehren müsste.

Dabei spielt es keine Rolle, ob du findest, dass dein Hund in dieser Situation Angst haben darf. Es kommt einzig und allein darauf an, wie dein Hund sich fühlt.

Belohnung im Hundetraining nicht vergessen!

Und auf keinen Fall die Belohnung nicht vergessen!

6. Dein Hund muss etwas Besseres erwarten

Wenn wir oder unsere Hunde die Wahl haben, entscheiden wir uns immer so wie es uns am besten erscheint. Vollkommen logisch, oder?

Aber woran machen wir fest, was besser ist? Unser Gehirn spielt in Sekundenbruchteilen durch, welche Alternative unsere momentane Situation am meisten verbessert.

Was findest du besser: Schokolade oder Rosenkohl? Vorm Säbelzahntiger weglaufen oder dich aufessen lassen?

Was findet dein Hund besser: den Döner im Gebüsch oder dein Stück Trockenfutter? Sich in den Matsch setzen oder stehen bleiben? Noch weiter spielen oder sich anleinen lassen?

Wir verlangen von unseren Hunden in zahlreichen Situationen sich vollkommen unlogisch, teilweise sogar gegen ihre Biologie zu entscheiden. Es ist für deinen Hund nicht logisch zu dir zu laufen, wenn er gerade einen Hasen in die andere Richtung verfolgt. Damit dein Hund umdreht und du dir läuft, muss er bei deinem Rückrufsignal etwas erwarten, dass „viel besser als Hasenjagd“ ist. Schwingt in deiner Stimme bereits Wut mit, trägt das eher nicht dazu bei, dass dein Hund sich gerne für dich entscheidet. 

7. Bleib fair

Wie entsteht eigentlich Ungehorsam? Ist ein Hund ungehorsam, wenn er  zu seinem Wassernapf geht und trinkt? Ja? Nein? Kommt darauf an?

Ist er ungehorsam, wenn er aufsteht um zu trinken, obwohl gerade ein „bleib“ auf seiner Decke oder ähnliches befolgen sollte? Und wenn er gerade kein Signal befolgen soll? Den Unterschied zwischen Gehorsam und Ungehorsam macht also unser Signal in einer gewissen Situation.

Verlange ein Verhalten von deinem Hund nur in Situationen, in denen er es nach einem einzigen, freundlichen Signal ausführen kann. Kann er es nicht, hast du die Situation anders eingeschätzt als sie dein Hund gerade wahrnimmt. Strafe bitte weder dich noch ihn für diese Fehleinschätzung. Mache das beste um durch die Situation zu kommen.

Leine deinen Hund beispielsweise an, wenn er nicht sicher bei dir bleiben oder zurückkommen kann, sobald andere Hunde in Sicht kommen. Übe in der folgenden Zeit in etwas leichterer Ablenkung mit deinem Hund, damit ihr vergleichbare Situationen in Zukunft besser meistern könnt. Wir helfen dir gerne dabei, für euch geeignete Übungen zu finden.

Gegenseitiges Verständnis - die Basis für gehorsame Hunde

Es kommt auf euch beide an! Denn die Grundlage ist immer Verständnis!

Der Weg zum gehorsamen Hund

Das Rezept um Gehorsam zu erkennen, richtig einzuschätzen und zu erschaffen:

1. Unterschiedliche Orte

Übe ein Verhalten immer an unterschiedlichen Orten. Es braucht mindestens 5 unterschiedliche Umgebungen bis dein Hund verstanden hat, dass dein Signal ihm mitteilt, was er tun soll.

2. Situation erkennen

Verlange ein Verhalten nur in Situationen, in denen du dir sicher bist, dass dein Hund es auch zeigen kann. Das bedeutet, dass du das Signal nur ein einziges Mal und in freundlichem Tonfall geben musst.

3. Belohnung nicht vergessen

Biete von vornherein die beste verfügbare Belohnung in der aktuellen Situation. Das muss nicht immer ein Keks sein. Es kann beispielsweise auch Spiel mit dir oder einem anderen Hund, buddeln oder schnüffeln sein.

4. Umstände erkennen

Behalte Schmerz im Hinterkopf und lass deinen Hund beim Tierarzt untersuchen, wenn er ein Verhalten plötzlich gar nicht mehr zeigen möchte.

5. Das „Warum“ hinterfragen

Frage dich, warum dein Hund gerade „ungehorsam“ ist. Es gibt immer einen Grund für ein Verhalten, auch wenn er uns nicht sofort bewusst wird.

Weiterführende Infos

Wir unterstützen dich gerne dabei deinem Hund besser zu verstehen und ihm beizubringen, deine Signale gerne zu befolgen.

Melde dich gerne bei uns!

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Kim Landfried, Akademie Hund mit Peanut
Über den Autor

Kim Landfried

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