Für mehr Frieden!
Meine Mission mit Akademie Hund ist mehr Frieden und Verständnis in Beziehungen zwischen Menschen und Tieren zu bringen.
Über die Autorin
Sissy Leonie Kreid
Sissy Leonie Kreid hat in den Niederlanden Tierwissenschaften studiert. Nach einer Ausbildung zum Coach für Menschen mit Hund bei Martin Rütter hat Sie sich 2015 mit Akademie Hund als Hundetrainerin selbständig gemacht. Seitdem ist Sissy als Dozentin, Ausbilderin, Trainerin & Coach für Mensch-Hund-Teams tätig.
Über die Autorin
Sissy Leonie Kreid
Sissy Leonie Kreid hat in den Niederlanden Tierwissenschaften studiert. Nach einer Ausbildung zum Coach für Menschen mit Hund bei Martin Rütter hat Sie sich 2015 mit Akademie Hund als Hundetrainerin selbständig gemacht. Seitdem ist Sissy als Dozentin, Ausbilderin, Trainerin & Coach für Mensch-Hund-Teams tätig.
Die Ereignisse der letzten Wochen in der Ukraine haben die Welt erschüttert. Sie haben uns alle daran erinnert, wie zerbrechlich Frieden sein kann. Als am 20.02.22 Putins Truppen in die Ukraine einmarschierten, lies mich das in eine Art Schockzustand verfallen. Ich habe mich gefragt, ob das, was ich tue, einen Sinn hat und schwere Fragen haben mich gequält:
- Wie konnte ich glauben, dass ich irgendetwas in dieser Welt verändern könnte, indem ich Menschen und Hunden zu einer friedlichen Beziehung verhelfe?
- Wie konnte ich so naiv sein und glauben, dass ich irgendeine Wirksamkeit in der Welt haben könnte?
Vielleicht geht es dir ja ähnlich, und du hast dich machtlos gefühlt und gefragt, ob du überhaupt einen Teil zum Frieden beitragen kannst und ob du irgendeinen Unterschied machen kannst. Ich möchte mit dir in diesem Beitrag ein paar Gedanken zum Frieden zwischen Menschen und Hunden teilen.
Unvorstellbar: Raketeneinschläge, zerstörte Leben, Krieg in der Ukraine
Zwei Wochen Schockstarre
Nach zwei Wochen in Schockstarre begann ich mich an die vielen Hunde und Menschen zu erinnern, denen ich schon zu einem friedvolleren Miteinander verhelfen konnte. Ich kann keinen Krieg zwischen Ländern verhindern, doch ich kann im kleinsten gemeinsamen Nenner in meinem Umfeld alles daran setzen, dass Empathie, Verständnis und Liebe in Beziehungen einkehrt.
Im Kern entspricht das einer Weisheit von Laotse:
Damit es Frieden in der Welt gibt,
müssen die Völker in Frieden leben.
Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt,
dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.
Damit es Frieden in den Städten gibt,
müssen sich die Nachbarn verstehen.
Damit es Frieden zwischen Nachbarn gibt,
muss im eigenen Haus Frieden herrschen.
Damit im Haus Frieden herrscht,
muss man ihn im eigenen Herzen finden.
Frieden im eigenen Herzen finden
„Frieden im eigenen Herzen finden“. Das klingt so einfach und ist gleichzeitig eine große Herausforderung. Denn das bedeutet einerseits, dass ich an erster Stelle für Frieden in mir selbst sorgen sollte und wenig Einfluss auf mein Umfeld habe, solange ich nicht selbst auch Frieden in meinem Herzen finde. Doch ebendiesen Frieden in sich selbst zu finden ist gar nicht so leicht. Karriereleitern, Optimierungswahn, Perfektionismus, Selbstaufopferung, Selbstkritik, gesellschaftliche Normen und allem Voran die Angst, nicht gut genug zu sein, stehen dem inneren Frieden vielen von uns im Weg.
Der Friede zwischen dir und deinem Hund beginnt in deinem Herzen
Die Wurzeln von Unfrieden
Mir erscheint, dass Angst ein großer Antreiber für Unfrieden im Menschen ist. Ich habe bemerkt, dass Menschen, wenn sie vor dem Verhalten ihres Hundes Angst haben, tendenziell schneller bereit sind, Strafen anzuwenden.
Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn sie fürchten, dass ihr Hund mit einer gezeigten Aggression eines Tages einen anderen Hund oder Menschen verletzen oder gar sie selbst verletzen könnte. Manche Menschen wiederum haben Angst vor dem Urteil anderer Menschen, die sie auf dem Spaziergang beobachten könnten. Je größer die Angst vor einer Auswirkung durch das Hundeverhalten, umso schneller der verzweifelte Griff zu strafenden Maßnahmen.
Oftmals haben die sich die Menschen vorher nie gefragt, weshalb der Hund das Verhalten überhaupt zeigt. Das bedeutet nicht, dass sie ihren Hund nicht lieben, sondern dass ihre Angst so groß war, dass sie keine Energie frei hatten, sich diese wichtige Frage zu stellen.
Im Kontrast dazu konnte ich die Erfahrung machen, dass Menschen, die augenscheinlich mit sich selbst im Frieden sind, auch die glücklichsten Beziehungen mit ihren Hunden haben. Sie zeigen sich häufiger empathisch, geduldig und sind auch bereit, Kompromisse für ihren Hund einzugehen.
Diese Erkenntnis prägt auch meine Herangehensweise an Hundetraining. Ich versuche nicht nur den Konflikt und die Gefühle des Hundes zu berücksichtigen, sondern auch den dazugehörenden inneren Konflikt der Menschen zu verstehen und ihnen zu helfen, diesen in der Beziehung zu ihrem Hund zu überwinden.
Ich möchte mit dir hier drei Schritte teilen, wie du einen friedlicheren und vertrauensvolleren Umgang mit deinem Hund erreichen kannst.
Erster Schritt: versuche deinen Hund zu verstehen.
Schritt 1: Versuche deinen Hund zu verstehen
Jedes Verhalten, das wir beobachten können, hat eine Ursache.
Dein Hund hat für jedes Verhalten, das er zeigt, einen guten Grund. Wenn du also glaubst, dein Hund macht etwas „einfach so!“ oder um dich zu ärgern, dann hast du die wahre Ursache seines Verhaltens vermutlich noch nicht erkannt. Ich habe in inzwischen mehr als einem Jahrzehnt Hundetraining noch nie beobachtet, dass ein Hund seinen Menschen –einfach so- ärgern wollte oder –ohne Grund- Angst oder Aggression gezeigt hat. Dahinter standen immer tiefere Gründe, wie beispielsweise der Wunsch nach Aufmerksamkeit.
Du kannst deinen Hund leichter verstehen, wenn du dir vollkommen wertfrei und objektiv die Frage stellst „Was will mein Hund hier ausdrücken?“ Will er vielleicht mehr Abstand oder mehr Aufmerksamkeit, will er wohin oder will er wo weg?
Wenn du hier eine plausible Antwort gefunden hast, kannst du dich als nächstes fragen: „Welche Gefühle sind im Spiel?“.
Gefühle sind maßgeblich für Verhalten. Hat dein Hund Angst, Frust oder ist er wütend? Fühle dich mal einen Augenblick in deinen Hund hinein, du kannst dir die Antwort aus der ersten Frage hierzu als Leitbild nehmen. Stell dir vor, du bist ein Hund und das, was dein Hund mit seinem Verhalten sagen will, ist wahr. Wie würde es sich für dich anfühlen? Hier hast du die Chance, deinem Hund wirklich nahe zu kommen.
Danach fragst du dich „Welches Bedürfnis meines Hundes ist gerade nicht erfüllt?“. Hier versteckt sich schon ein Teil der Lösung des Verhaltens deines Hundes. Denn sobald du das Bedürfnis deines Hundes erfüllst, gibt es auch keinen Grund mehr, das zugehörige Verhalten zu zeigen. Die Bedürfnisse können je nach Situation und Hund ganz unterschiedlich sein. Sicherheit, jagdliches Auslastungsbedürfnis, Hunger, Sozialkontakt könnten beispielsweise dem Verhalten deines Hundes zugrunde liegen. Hier kannst du auch nochmal die Übung aus der letzten Frage übernehmen und dich in deinen Hund hineinfühlen: Wenn du ein Hund wärst und diese Gefühle wären für dich wahr, welches Bedürfnis hättest du? Und wie würdest du dich fühlen, wenn der Mensch, der versprochen hat auf dich aufzupassen, dir dieses Bedürfnis nicht erfüllt oder dich daran hindert, dieses Bedürfnis zu erfüllen? Natürlich kann die Lösung hier nicht sein, dass du deinen Hund, wenn er ein jagdliches Bedürfnis hat, nun hinter Rehen hetzen lässt oder wenn es um Sozialkontakt geht, ihn unkontrolliert auf der Straße einfach zu jedem Hund hinlässt. Hier ist etwas mehr Kreativität gefragt. Doch auch diese Bedürfnisse können erfüllt werden.
Jetzt bist du schon nahe dran, deinen Hund wirklich zu verstehen und mit kannst beginnen, eine friedliche Lösung für euren Konflikt zu finden.
Schritt 2: Lernverhalten verstehen und umsetzen lernen
Um das Verhalten deines Hundes formen zu können, solltest du Lernverhalten etwas genauer unter die Lupe nehmen.
- Was fühlt mein Hund, wenn ich ihm etwas auf die eine Art beibringe?
- Was fühlt er, wenn ich es auf eine andere Art mache?
Das ist deshalb so wichtig, weil genau diese Gefühle ihn nach dem Erlernen antreiben werden, das von dir gewünschte Verhalten auszuführen. Jedes Mal, wenn du deinem Hund ein Signal für ein Verhalten gibst, fühlt er das Gefühl, das er beim Lernen auch hatte. Das kann eure Beziehung maßgeblich beeinflussen. Je nachdem, ob er auf etwas freut oder ob um er Gefühl vermeiden möchte, wenn er das gelernte Verhalten zeigt. Wenn du diese Prinzipien verstehst und im Training umsetzt, kannst du ihm ein neues Verhalten beibringen, das das unerwünschte Verhalten ersetzen soll. Es ist viel leichter ein anderes, gelerntes Verhalten zu zeigen (z.B. das Tragen eines Spielzeugs, wenn der Nachbar zu sehen ist), als einfach nur ein bereits Bestehendes nicht mehr zu zeigen (z.B. den Nachbarn nicht mehr anbellen).
Ganz nach dem Motto, „Wenn du nicht willst, dass ich X mache, dann sag mir doch, was ich stattdessen machen soll!“.
Während du also in entspannten Situationen deinem Hund ein neues Verhalten beibringst, dass du zukünftig sehen möchtest und du in „Konfliktsituationen“ darauf achtest, das Bedürfnis deines Hundes gerecht zu erfüllen, ist noch eine Sache wichtig:
Akzeptiere die Persönlichkeit deines Hundes
Schritt 3: Akzeptiere deinen Hund!
Akzeptiere dich und deinen Hund als das Team, das ihr gerade seid.
Das mag nun etwas banal klingen, doch das ist unglaublich wichtig. Als Team hält man zusammen und ist immer genau so stark, wie das schwächste Mitglied der Gruppe.
Als ich vor einigen Jahren bei einem Trainingslauf mit meiner Laufgruppe einen schlechten Tag hatte und auf der Strecke mehrmals Gehpausen einlegen musste, habe ich von den anderen Läufer.innen erwartet, dass sie vorauslaufen und am Ziel ins Auto steigen und heimfahren.
Es war Dezember, es war nasskalt und es war für mich eine logische Konsequenz. Stattdessen haben sie alle paar hundert Meter auf mich gewartet, sind langsam wieder losgetrottet und haben so in vielen kleinen Etappen das Training mit mir gemeinsam abgeschlossen. Ich hab mich immer wieder entschuldigt, sie mehrfach davon entbunden, auf mich warten zu müssen und mich erstmal ganz mies gefühlt. Im Ziel erinnerten sie mich daran, dass ich doch sonst bei allen Läufen immer vorne laufen würde und immer auf sie warten würde.
Wenn du also gerade auf deine Beziehung mit deinem Hund schaust und du gerade das Teammitglied bist, das auf deinen Hund „warten“, für deinen Hund einen „Umweg“ gehen muss, dann erinnere dich, dass dein Hund gewiss in ganz vielen anderen Situationen im Alltag für dich das Gleiche tut und vielleicht fallen dir sogar ein paar solcher Situationen ein.
Es ist vollkommen okay, dass ihr da seid, wo ihr seid. Das kann ich hier schreiben, ohne euch zu kennen. Denn ihr habt eine gemeinsame Geschichte und jeder von euch beiden hat auch eine eigene Geschichte. Erfahrungen prägen uns, und machen uns zu dem, was wir sind. Verhalten hat immer einen Grund. Ihr seid okay, genauso wie ihr seid. Und ihr könnt euch verändern, wenn ihr das wollt.
Zu guter Letzt noch ein kleiner extra Tipp: Wenn du das Gefühl hast, du schaffst das nicht alleine oder wenn es dir einfach nur schwer fällt, die Fragen für dich zu beantworten, dann musst du das nicht alleine tun. Dafür gibt es uns Hundetrainer.innen, die dir und deinem Hund gerne dabei helfen.
Ich vergleiche das gern mit Nachhilfeunterricht. Als Schülerin und Studentin habe ich im Nebenjob als Nachhilfelehrerin gearbeitet und kam super mit den Schüler.innen klar, auch wenn ihre Eltern an den Kindern oft völlig verzweifelten.
Meine kleinere Schwester und ich jedoch, konnten keine einzige Hausaufgabe zusammen machen, ohne uns am Schreibtisch an die Gurgel zu gehen. Das liegt daran, dass man manchmal ganz schön betriebsblind und auch ungeduldig mit denen wird, die einem am Nächsten stehen. Da steht einfach auch schon viel Geschichte zwischen euch im Raum. Deshalb können ein Blick und ein Tipp von außen manchmal ganz viel bewirken. Sich Hilfe zu holen kann auch ein Zeichen von Stärke sein und zu einer noch stärkeren Verbindung als Resultat führen.
Wenn ich meine Mission anschaue, dann ist mir bewusst, dass ich im kleinsten gemeinsamen Nenner, nämlich mit Frieden in meinem Herzen, sehr wohl für etwas mehr Frieden in der Welt sorgen kann. Indem ich dieses Licht in die Beziehungen weiterhin mutig zwischen Menschen und Hunde trage und dabei für einzelne Hunde und Menschen für Veränderung und mehr Glück und Frieden sorge. Ich habe viele Hunde in ein neues Zuhause begleitet, weil sie ihr vorheriges aufgrund ihres Verhaltens verloren haben. Und ich habe in vielen Fällen dazu beigetragen, die Freigabe zur Adoption abzuwenden. Sie machen nicht den Weltfrieden aus, doch ich bin mir sicher, wenn ich sie fragen könnte, dann würden sie sagen, es macht für sie die Welt aus.
Ich wünsche dir, dass du mit diesem Beitrag ein bisschen mehr Frieden in dir und in der Beziehung zu deinem Hund findest und ihr dieses Licht weiter in die Welt hinein tragt.
Was wir außerdem für Hunde in der Ukraine tun
Wir sammeln derzeit für die Tierhilfe Hohe Tatra Hundefutterspenden bei uns auf dem Trainingsgelände, die dann über den Verein in die Ukraine gebracht werden, um dort Tierheime zumindest mit dem Nötigsten an Nahrung für die Hunde dort zu versorgen. Wenn du also spenden möchtest, bringe deine Futterspende mit zur nächsten Trainingsstunde. Gib am Anfang einer Trainingsstunde einfach kurz Bescheid, dass du eine Futterspende dabei hast, dann helfen wir auch beim Reintragen. Wir lagern sie ein und geben sie an die Hohe Tatra weiter. Du kannst natürlich auch Bargeld spenden, wir kaufen davon dann Futter und fügen es zur Spendensammlung hinzu.
Mehr für dich in meinem Podcast
Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, findest du in meinem Podcast „Zum Glück mit Hund“ eine Episode zum Thema „Mehr Frieden in der Beziehung mit deinem Hund“, in der dich noch eine zusätzliche, kostenlose Friedensmeditation für dich und deinen Hund erwartet.
Teile gerne in den Kommentaren deine Erfahrung und deine Gedanken zu diesem Beitrag mit mir.
Bildnachweis: pixabay.com, Creative Commons | Adobe Stock, burnstuff2003, 489846496
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